Saison 2013


vs. Dreamdancer 7:0 (3:0)

Vor dem Spiel:

 

Der frisch gebackene Meister macht seine Aufwartung - und kommt mit einer weißen Weste zu uns: Bisher wurden alle 11 Partien gewonnen und dabei lediglich 10 Gegentore kassiert. Das wird also eine ganz harte Nuss heute.

 

Vor allem wenn man sich den Verlauf der vergangenen Jahre ansieht, den die Traumtänzer genommen haben: Konnten wir sie in unserer Debütsaison 2010 noch mit 2:0 bezwingen, wurden sie in den darauffolgenden Jahren immer stärker, schmissen uns 2011 mit 2:1 aus dem Pokal und besiegten uns ebenfalls in jedem weiteren Aufeinandertreffen in der Liga (3:0 und 2:1).

 

In dieser Saison spielen sie bisher überragend und kein anderes Team konnte ihnen bisher auch nur einen Punkt abnehmen. Selbst der stärkste Konkurrent um die Meisterschaft - die Jungs von Titelverteidiger Spartak - musste sich mit 3:0 geschlagen geben.

 

Aber: Es gibt auch ein wenig Grund zur Hoffnung: Die Meisterschaft ist bereits entschieden, die Saison ist nahezu vorbei - und einige Teams haben mit Personalsorgen zu kämpfen. Wir zwar auch, aber vielleicht ist ja doch eine kleine Überraschung - ein Unentschieden vielleicht - drin.


Nach dem Spiel:

 

Was für ein Match, was für eine grandiose Leistung unserer Mannschaft!!! Wer hätte das für möglich gehalten, dass wir die bisher einzige verlustpunktfreie Mannschaft, das Team mit der besten Abwehr, dem besten Angriff, den frisch gebackenen Meister, den überragend spielenden Tabellenführer mit 7:0 - in Worten: SIEBEN ZU NULL - bezwingen würden?!?! Niemand, ich wiederhole NIEMAND, hätte das auch nur ansatzweise ahnen können.

 

Vor allem nicht nach diesen Vorbedingungen: Unter großer Mühe gelang es uns, überhaupt 10 Spieler für einen Samstagskick zusammen zu kratzen. Die Dreamdancer waren mit 12 Mann angereist und stellten uns freundlicherweise einen Aushilfsspieler zur Verfügung: Torben, den wir auch von der Dobbenwiese kannten. Vielen Dank dafür! So konnte das Spiel der Spiele - jedenfalls aus unserer Sicht - beginnen.

 

Wir starteten defensiv, erwarteten den Gegner in der eigenen Hälfte, um ihm möglichst wenig Chancen zum Torabschluss zu bieten. Schließlich wollten wir uns so teuer wie möglich verkaufen und nicht schon - wie im Pokalhalbfinale gegen Inter - nach 20 Minuten das Spiel wegschenken. Das funktionierte in der ersten Viertelstunde prächtig. Alle Mannschaftsteile, vom Angriff über das Mittelfeld bis zur Abwehr verteidigten hervorragend und boten dem Gegner kaum Möglichkeiten, sein Pass-Spiel aufzuziehen. Die Mannschaft verhielt sich taktisch äußerst clever, lief in Ballnähe immer die Passwege zu - und falls doch mal einer einen Zweikampf verlor, war sofort der Mitspieler zu stelle und konnte aushelfen.

 

Dies war gleichzeitig die Grundlage für unsere eigenen Chancen. Denn davon gab es in der Tat welche zu bestaunen: Schon nach 5 Minuten setzte Misa nach einem Konter einen ersten Schuss mit links, der aber knapp über den Kasten der Traumtänzer ging. Auch eine Ecke von links und eine Flanke von Olli brachte ein wenig Gefahr, leider ohne etwas Zählbares bis dahin. Nach unseren Chancen zogen wir uns sofort wieder hinter die Mittellinie zurück und verteidigten - vor allem mit großer Laufarbeit - sehr diszipliniert. Kleine Hoffnung keimte auf, dass man es so - wenn die Kräfte reichen - vielleicht über die Zeit zu einem 0:0 schaffen könnte.

 

Diese kleine Hoffnung verwandelte sich nach kurzer Zeit in eine große: Denn nach einem Ballgewinn im Mittelfeld lief in der 10. Minute ein schöner Konter über Misa, der den Ball zu Effe spielte. Dieser ließ den Ball durch und Olli - der auf der linken Seite ein Riesenspiel mit enormem Laufpensum ablegte - stand am kurzen Pfosten völlig frei und konnte zum viel umjubelten 1:0 einschieben. Einige Beobachter rieben sich schon die Augen, wie abgezockt der krasse Außenseiter da agiert hatte. Aber es sollte noch besser kommen.

 

Wieder versuchten die Dreamdancer eine Lücke im Abwehrverbund zu finden, wieder vergebens. Wieder gewannen wir den Ball im Mittelfeld: Dieses Mal wurde gleich ein hoher langer Ball über die aufgerückte Abwehr des Gegners gespielt - und Misa war plötzlich allein vor dem Torhüter. Der kam aus dem Kasten heraus, der Ball sprang aber noch einmal auf und Misa köpfte den Ball über den Keeper zum 2:0 ins Tor. Ein klasse Tor - con la cabeza - mit Köpfchen sozusagen, im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Da waren 15 Minuten gespielt - und langsam machte sich stille Hoffnung breit, dass es vielleicht doch etwas mit einer größeren Überraschung werden könnte. Trotzdem: Wir hoben nicht ab, spielten weiter konzentriert - vor allem in der Defensive - und ließen uns auch auf keine Diskussionen mit den Dreamdancern ein. Wir führten das Spiel aus einer moralischen Überlegenheit heraus, was uns enormes Selbstvertrauen gab, und ließen uns nicht durch Diskussionen aus der Ruhe bringen.

 

Wenn die Dreamdancer einen Freistoß haben wollten, bekamen sie ihn - aber der Schuss kam nicht aufs Tor, so dass Vincent - bis dahin - einen recht ruhigen Tag verbringen konnte. Selbst als einem unserer Spieler (Thomas) beim Stande von 1:0 im 16er das Standbein weggehauen wurde, wollten wir den klar fälligen Elfmeter nicht, wenn die Dreamdancer das anders sahen. So blieben wir ruhig, wo sie sich aufregten. So blieben wir positiv, wo sie negative Stimmung aufkommen ließen. So blieben wir auf der Gewinnerstraße, wo sie nach und nach immer verzweifelter wurden und die Geduld verloren.

 

Nach 25 Minuten wieder ein Ballgewinn, dieses Mal auf der linken Seite. Danach zwei, drei kluge Pässe bis in den Strafraum hinein, dort behauptet Misa den Ball, dreht sich um den Gegenspieler, spielt noch einen kurzen Pass auf den gestarteten Effe, der - auch mit einer großartigen Laufarbeit im gesamten Spiel - von links aufs Tor zieht, den Keeper ausguckt und ganz überlegt ins kurze Eck einschiebt, 3:0. Die Zuschauer, die zu diesem Zeitpunkt ins Stadion kamen und auf die Anzeigentafel schauten, trauten ihren Augen nicht.

 

Aber das Spiel war noch lange nicht vorbei. Die Dreamdancer probierten weiter alles, um zu einem Torabschluss zu kommen. So lange sie sich hinten die Bälle zuschoben, griffen wir nicht an, aber sobald der Pass auf einen der Flügel kam, wurde konsequent auf die jeweilige Seite verschoben, um die Gegenspieler zuzustellen und den Passweg zu verbauen. Unser Mittelfeld leistete hier ganze Arbeit und zwang die Dreamdancer oftmals, einen riskanteren Pass zu spielen, der für uns wiederum leichter zu erreichen war. Als die ersten langen Bälle geschlagen wurden, die von Helge und Benni in der bombensicheren Innenverteidigung wieder herausgeköpft wurden, ahnte der geneigte Beobachter schon, dass dem Meister bald nicht mehr viele Mittel einfallen würden. So spielten wir uns in die Pause.

 

Zu Beginn der zweiten Halbzeit machten die Dreamdancer deutlich mehr Druck. Der Ball wurde schneller auf die Außen gespielt, so dass wir deutlich mehr zu tun und zu rennen hatten. Nun standen wir mit zehn Mann richtig tief hinten drin und verteidigten vor dem eigenen 16er mit Mann und Maus. Aber keineswegs chaotisch, sondern sehr überlegt und taktisch clever. Wieder wurde der Ballführende nicht sofort attackiert, sondern erst seine potenziellen Pass-Empfänger zugestellt und zugelaufen, so dass die Chance auf einen Ballgewinn wesentlich erhöht wurde. Hätte Jonathan Wilson seinen Beststeller noch nicht veröffentlicht, hätte er heute definitiv ein Kapital zu "Revolutionen auf dem Rasen" hinzufügen müssen. :-)

 

Brenzlig wurde es nur noch ganze zwei Male: Die Dreamdancer kamen mit einer schnellen Passkombination in unseren Strafraum, Benni versuchte in größter Not noch mit einer Grätsche den Ball zu erreichen, schaffte das zwar nicht, zwang den Stürmer damit aber zu einer weiteren Finte, so dass Olli den Ball noch kurz vor dem Torschuss zur Ecke spitzeln konnte. Eine hervorragende Teamleistung in der Verteidigung! Die zweite Chance der Dreamdancer war ein Schuss aus der zweiten Reihe, den Torwart Vincent mit einer schönen Parade über die Latte lenkte. Die zwei, drei Ecken des Gegners wurden jedoch allesamt bravorös geklärt.

 

Selbst mit einem Mann weniger (das Spiel wurde mit 10 gegen 10 fortgesetzt, als einer der Dreamdancer gehen musste), verloren wir nicht die taktische Ordnung in der Defensive und spielten kluge Pässe in der Offensive. Obendrein spielte die Zeit für uns. Wir mussten nicht angreifen, wir führten ja 3:0. So fielen uns nach harter Defensivarbeit die Chancen zu wie reife Früchte: So rollte nach einer Angriffswelle der Dreamdancer nach der anderen gleich auch ein Konter nach dem anderen von uns.

 

Ein solcher wurde erfolgreich abgeschlossen, als Effe - der zuvor schon eine Riesenchance hatte, aber dennoch nicht verzagte - nach Ballgewinn gestartet war und zum 4:0 einschoss. Ein enorm wichtiger Treffer, denn nun wurde auch dem Gegner klar, dass er nicht mehr würde zurückkommen können. Die stille Freude wurde nun langsam lauter - und die Konzentration und Anspannung löste sich langsam in große Freude auf. Beim Gegner wuchs der Frust, was sich in einigen unnötigen Fouls niederschlug. Dennoch ließen wir uns nicht aus der Ruhe bringen und dominierten weiter das Spiel - wie wir es von der ersten Minute an getan hatten.

 

Das 5:0 markierte dann Thomas - ebenfalls mit starker Lauf- und Zweikampfleistung - wiederum nach einem Ballgewinn im Mittelfeld und einem wunderbar zu Ende gespieltem Konter. Gleichzeitig war er auch der Vorbereiter zum 6:0 durch Philip, dem er den Ball mustergültig auflegte. Das 7:0 erzielte wiederum Thomas, aber wie DAS zustande kam und in welcher Minute, das konnte der Redaktionsassistent nicht mehr erinnern. Er war einfach zu trunken vor Freude, an diesem einmaligen Ereignis teilhaben zu dürfen.

 

Fazit: Ein wirklich grandioses Spiel, sowohl in taktischer als auch in läuferischer und spielerischer Hinsicht! Selbst der unabhängige Beobachter konnte vor Verwunderung nur staunen, wie großartig wir das runtergespielt haben - in allen Mannschaftsteilen, auf allen Positionen. Teamchef Peter dazu im Interview nach dem Spiel: "Ich habe keine Fehler bei uns gesehen. Das war heute das, wovon ein Trainer träumt: das 'perfekte Spiel'." Na, das können wir aus unserer Reporterkabine nur bestätigen.

 

Nach diesem furiosen Erfolg steht nun noch ein Spiel an, kommenden Samstag gegen Juve - und sollte dort ebenfalls noch einmal eine solche Leistung gelingen, würden die Citizens sogar noch auf Platz 4 der Tabelle vorrücken, das beste Ergebnis in der Historie dieser noch jungen Mannschaft! Wir werden mittendrin statt nur dabei sein und berichten. ;-)